Johann Wolfgang von Goethe, Grenzen der Menschheit |
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Wenn der uralte |
Heilige Vater |
Mit gelassener Hand |
Aus rollenden Wolken |
Segnende Blitze |
Über die Erde sät, |
Küss' ich den letzten |
Saum seines Kleides, |
Kindliche Schauer |
Treu in der Brust. |
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Denn mit Göttern |
soll sich nicht messen |
Irgendein Mensch! |
Hebt er sich aufwärts |
Und berührt |
Mit dem Scheitel die Sterne, |
Nirgends haften dann |
Die unsichern Sohlen, |
Und mit ihm spielen |
Wolken und Winde. |
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Steht er mit festen, |
Markigen Knochen |
Auf der wohlgegründeten |
Dauernden Erde; |
Reicht er nicht auf, |
Nur mit der Eiche |
Oder der Rebe |
Sich zu vergleichen. |
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Was unterscheidet |
Götter von Menschen? |
Dass viele Wellen |
Vor jenen wandeln, |
Ein ewiger Strom: |
Uns hebt die Welle, |
Verschlingt die Welle, |
Und wir versinken. |
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Ein kleiner Ring |
Begrenzt unser Leben. |
Und viele Geschlechter |
Reihen sich dauernd |
An ihres Daseins |
Unendliche Kette. |
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Verkinto de tiu ĉi Germana poemo estas Johann Wolfgang von Goethe (*1749-08-28 - †1832-03-22). |