Joseph Freiherr von Eichendorff, Nachtlied |
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Vergangen ist der lichte Tag, |
Von ferne kommt der Glocken Schlag; |
So reist die Zeit die ganze Nacht, |
Nimmt manchen mit, der’s nicht gedacht. |
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Wo ist nun hin die bunte Lust, |
Des Freundes Trost und treue Brust, |
Des Weibes süßer Augenschein? |
Will keiner mit mir munter sein? |
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Da’s nun so stille auf der Welt, |
Ziehn Wolken einsam übers Feld, |
Und Feld und Baum besprechen sich, - |
O Menschenkind! Was schauert dich? |
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Wie weit die falsche Welt auch sei, |
Bleibt mir doch Einer nur getreu, |
Der mit mir weint, der mit mir wacht, |
Wenn ich nur recht an Ihn gedacht. |
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Frich auf denn, liebe Nachtigall, |
Du Wasserfall mit hellem Schall! |
Gott loben wollen wir vereint, |
Bis daß der lichte Morgen scheint! |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Joseph Freiherr von Eichendorff (*1788-03-10 - †1857-11-26). |