Eugen Roth, Platzangst |
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Ein Mensch, beim Neon-Kerzenschein, |
im Eilzug sitzt er ganz allein, |
dem billigst-besten Zug der Welt, |
den je die Bahn in Dienst gestellt. |
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Stumm flehen hundert leere Plätze, |
daß irgendwer sich auf sie setze, |
weil dieses a) der Plätze Sinn |
und b) der Eisenbahn Gewinn. |
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Jedoch der Zug, der leere, bleibt |
ganz unbemannt und unbeweibt; |
die Mitternacht ins Fenster schaut – |
es braust und saust gespensterlaut! |
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Der Mensch, nun schon von Angst getrieben, |
steht auf von seinem Platze sieben |
und setzt sich, reihum wechselnd fleißig, |
hier auf Platz zwölf, dort auf Platz dreißig |
und wandelt überall herum, |
um vorzutäuschen Publikum. |
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Der Mensch, der sieht, daß er’s nicht schafft, |
mit seiner einen schwachen Kraft – |
fängt bitterlich zu weinen an, |
aus Mitleid mit der BUNDESBAHN. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Eugen Roth (*1895-01-24 - †1976-04-28). |