Eduard Möricke, Nimmersatte Liebe |
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So ist die Lieb! So ist die Lieb! |
Mit Küssen nicht zu stillen: |
Wer ist der Tor und will ein Sieb |
Mit eitel Wasser füllen? |
Und schöpfst du an die tausend Jahr, |
Und küssest ewig, ewig gar, |
Du tust ihr nie zu Willen. |
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Die Lieb, die Lieb hat alle Stund |
Neu wunderlich Gelüsten; |
Wir bissen uns die Lippen wund, |
Da wir uns heute küßten. |
Das Mädchen hielt in guter Ruh, |
Wie's Lämmlein unterm Messer; |
Ihr Auge bat: nur immer zu, |
Je weher, desto besser! |
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So ist die Lieb, und war auch so, |
Wie lang es Liebe gibt, |
Und anders war Herr Salomo, |
Der Weise, nicht verliebt. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Eduard Möricke (Eduardo Mojriko, *1804-09-08 - †1875-06-04). |