Annette von Droste-Hülshoff, Blumentod |
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Wie sind meine Finger so grün, |
Blumen hab' ich zerrissen; |
Sie wollten für mich blühn |
Und haben sterben müssen. |
Wie neigten sie um mein Angesicht |
Wie fromme schüchterne Lider, |
Ich war in Gedanken, ich achtet's nicht |
Und bog sie zu mir nieder, |
Zerriß die lieben Glieder |
In sorgenlosem Mut. |
Da floß ihr grünes Blut |
Um meine Finger nieder; |
Sie weinten nicht, sie klagten nicht, |
Sie starben sonder Laut, |
Nur dunkel ward ihr Angesicht, |
Wie wenn der Himmel graut. |
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Sie konnten mir's nicht ersparen, |
Sonst hätten sie's wohl getan; |
Wohin bin ich gefahren |
In trüben Sinnens Wahn? |
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O töricht Kinderspiel, |
O schuldlos Blutvergießen! |
Und gleicht's dem Leben viel, |
Laßt mich die Augen schließen, |
Denn was geschehn ist, ist geschehn, |
Und wer kann für die Zukunft stehn? |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Annette von Droste-Hülshoff (*1797-01-10 - †1848-05-24). |