Poezio
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M: R: * Dreizehnlinden, Kapitel 3A Deutsch Arg-2232-1106 2014-12-20 12:18 Manfred nur diese entfernen

M: R:,
Dreizehnlinden, Kapitel 3A

 
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1.
 
1 Elmar, Herr vom Habichtshofe,
Sprach zu seinem Jagdgesinde:
"Gute Meute, gute Beute;
Hängt den Bären an die Linde!
 
2 Achtet auf das Waidgeräte
Und besorgt die müden Hunde,
Dann euch selbst; mich will bedünken,
Daß euch wohl der Imbiß munde.
 
3 Drauf zerwirkt den braunen Riesen,
Aber mit geschickten Händen!
Schont den Pelz; nach Bodinkthorpe
Will ich ihn zum Grafen senden.
 
4 Dem der ungeschlachte Brummer
Jüngst die Heimkehr abgeschnitten,
Als der Alte mit der Tochter
Spät vom Eschenberg geritten.
 
5 Heute fand er seinen Meister!
Stolzer Bursch, er schlug sich wacker,
Bis ihm an der Gurgel hingen
Greif und Kneif, die grimmen Packer.
 
6 Traun, ich hätt' ihn laufen lassen,
Ihn, den Herrn von Wald und Heide,
Doch dem Wegelagrer stieß ich
Rasch ins Herz die blanke Scheide.
 
7 Mocht' er sich mit Männern zerren,
Mocht' er sich mit Hunden necken:
Allzu bärenhafte Laune
War's, ein Mädchen zu erschrecken."
 
8 Elmar grüßte mit der Lanze
Und, gefolgt von Waidmannsrufen,
Sprang er aus dem Kreis der Jäger
Schnell hinan des Saales Stufen.
 
9 Höher hob sich heut des Jünglings
Breite Brust vom frischen Gange,
Heller war sein blaues Auge,
Voller dier gebräunte Wange.
 
10 Schüttelnd die betauten Locken,
Schritt er durch die große Halle,
Fast erschreckt vom düstern Schweigen
Und des Schritts verlornem Schalle.
 
10 Schüttelnd die betauten Locken,
Schritt er durch die große Halle,
Fast erschreckt vom düstern Schweigen
Und des Schritts verlornem Schalle.
 
11 Wo sich einst die schildgewiegte
Falkenbrut des Spiels erfreute,
Stand am kalten Herd des Hauses
Letzter Sproß vereinsamt heute.
 
12 Um ihn her, an düstern Wänden
Wisenthörner, Hirschgeweihe,
Bärenschädeel, Schwert und Lanze,
Helm und Brünne, Reih' an Reine.
 
13 Eichne Säulen, eichne Sparren,
Eichner Boden, eichnes Schauer:
All ein Wald, doch still und öde,
All ein Wald in Wintertrauer.
 
2.
 
14 Wo die Brucht durch Schilf und Erlen
Rieselt und zum Drosselsange
Dunkle Runenlaute murmelt,
Lag der Hof am Hügelhange.
 
15 Unter Linden, unter Ulmen
Und des Strohdachs warmen Schwingen,
Die, mit Lauch und Moos bewachsen,
Breit und schirmend niederhingen.
 
16 Bau an Bau. Von bunten Giebeln
Nickten nach dem Brauch der Alten
Holzgeschnitzte Pferdeköpfe,
Wicht und Kobold fernzuhalten.
 
17 Weit erstreckten sich des Hauses
Kämpe, Wälder, Ackerbreiten;
Bergesfirst und rinnend Wasser
schied die Mark seit Väterzeiten. -
 
18 Als der Wandersturm vom Osten
Über Deutschlands Felder brauste,
Volk auf Volk wie Meeresflutener
Zornig durcheinanderzauste;
 
19 Als die harten Bernsteinfischer
Welschlands dunkle Trauben pflückten,
Und des Spessarts rauhe Jäger
Sich mit Römerringen schmückten:
 
20 Unentwegt auf freier Hufe
Grundentsprosssen, grundverwachsen,
Wurzelfest wie seine Eichen
Saß der edle Stamm der Sachsen.
 
21 Stetig bauten sie die Scholle,
Hüteten auf brauner Heide
Sorgsam Bien' und Schaf und zogen
Rind und Roß auf Trift und Weide.
 
22 Übten wie die Väter taten,
Sprung und Wurf und Lanzenbrechen
Oder griffen rasch zum Eisen,
Freveltat und Schimpf zu rächen;
 
23 Brauten Met und zechten tapfer,
Trotztene auf der Jagd den Wettern,
Und am heil'gen Opferkessel
Dienten sie den alten Göttern.
 
24 Stetig auf dem Habichtshofe
Unter ihres Saales Balken
An derselben Feuerstätte
Hausten, Sohn auf Sohn, die Falken,
 
25 Ehrenreich und unverworren,
Bis am Rhein der Brand erglühte,
Der, gewälzt von Berg zu Bergen,
Durch die Sachsendörfer sprühte.
 
26 Krieg mit Karl! Die Mütter klagten.
Krieg! Es freuten sich die Aare;
Krieg den Göttern, Krieg den Menschen,
Krieg durch dreißig lange Jahre!
 
27 Alfrik, Elmars Vater, brachte
Wunden heim und bitt're Schmerzen,
Heiße Wunden, tiefe Wunden,
Doch die tiefste saß im Herzen.
 
28 Machtlos, rechtlos war der Sachse;
Dreist, wie auf die müden Flanken
eines speerdurchbohrten Ebers,
Trat auf ihn der Fuß des Franken.
 
29 Irmintrud, die Gattin, mischte
Kundig all der holden Kräfte,
Die in Frucht und Blüte schlafen,
Sanftes Öl und milde Säfte.
 
30 Swanahild, die greise Drude,
Ritzte Runen, Zauberzeichen,
Warf die Stäb' und raunte Sprüche,
Gram und Siechtum zu verscheuchen.
 
31 Lindern mögen Wurz und Worte
Wundenweh und Herzbeschwerde;
Bester Arzt für jeden Jammer
Ist die stille, kühle Erde. -
 
32 Auf den Sohn, den frühverwaisten,
Sah die Mutter oft mit Zähren:
"Kind, wer wird in Ernst und Liebe
Dich belehren und dir wehren?"
 
33 Tief ins junge Leben grub sie
Tiefen Abscheu vor dem Neuen,
Mocht' ihr Bruder an der Pader
Mit dem Bischofsstab auch dräuen,
 
34 Badurad, der eifervolle,
Den es schmerzte und empörte,
Daß sein eignes Blut dem Kreuze
Starren Sinns den Rücken kehrte.
 
35 Und im Wald die greise Drude
Pries den Heldenruhm der Ahnen;
Götter fürchten, Franken hassen,
War ihr unablässig Mahnen. -
 
36 Knabenzucht will harte Hände,
Bald entsandten sie zum fernen
Bruderstamm den vaterlosen,
Maß und Männerbrauch zu lernen.
 
37 Gastverwandt dem Haus der Falken,
Welterfahren, weitgepriesen,
War der graue Wodanspriester
Thiatgrim im Land der Friesen.
 
38 All der ernsten Nordlanddenker
Weisheitsfülle war ihm eigen;
Beides wußt' e: klug zu reden,
Und was klüger, klug zu schweigen.
 
39 Elmar staunte, wenn der Alte
Ihn die Runenrätsel lehrte,
Wenn er ihm gedankenreicher
Sprüche tiefen Sinn erklärte:
 
40 Donars Kämpfe mit den Thursen,
Walas düstre Prophezeiung,
Balders Tod, die Götterdämmrung,
Weltvernichtung, Welterneuung;
 
41 Oder wenn er ihm entrollte
Meerumrauschte Gudrunsagen,
Siegfrieds Tod, Kriemhildens Rache
Und den Zorn des grimmen Hagen.
 
42 Eins nur war Beginn und Ende:
"Sonder Wanken, sonder Schwanken
Fluch und Haß dem welschen Feinde,
Fluch und Haß dem Gott der Franken!"
 
43 Jahre flohn, der blonde Knabe
War zum Jüngling aufgeschossen,
Stark und stattlich, still, doch glühend
Offnen Auges, doch verschlossen.
 
44 Träumend blickt' er oft vom Strande
In des Meeres graue Wogen,
Träumend nach den Kranichschwärmen,
Die im Herbst gen Mittag zogen.
 
45 Dacht' er an das Los der teuern
Unterjochten Heimaterde?
An die Mutter, wie sie einsam
Trauernd saß am öden Herde"
 
46 An ein kleinee Frankenmädchen,
Das gerettet einst der Knabe
Mit Gefahr des eignen Lebens
Aus des Weihers feuchtem Grabe?
 
47 Das mit Lachen und mit Weinen
Auf den Wangen Blässe, Röte,
Küssend ihn umschlang und leise
"Elmar, sag es keinem!" flehte?
 
48 Zwar die Lippe war versiegelt
Und gebannt von sußem Munde,
Doch im Herzen, tief im Herzen
Rief es immer: "Hildegunde!" -
 
49 Thiatgrim, der Graubart, murrte:
"Ist der Falk des Käfigs müde?
Will ihm länger nicht behagen
Meines Hauses träger Friede?
 
50 Dort zum Normann mag er fliegen:
Thorkell rüstet Krieg den Franken,
Und sein Flügeldrache badet
In der Bucht die finstern Flanken."
 
51 Wikingsfahrt zum Frankenlande?
Rachekampf? Wie Elmar lauschte,
Wie er schnell das Lodenkoller
Mit dem Kettenhemde tauschte!
 
52 Lustig war's, in Sturmesbrausen
Auf dem Wellenroß zu reiten
Sommerlang, und Wund' und Wunde
Mit dem Landesfeind zu streiten.
 
53 Wonnig war's, im Föhrensaale
Winters mit den Bankgenossen
Kämpenweisen still zu horchen,
Die vom Mund des Sängers flossen.
 
54 Stumm bei Frauen war der Sachse,
Kühn in Not und Männerfehde,
Klug im Rat, am Tisch bescheiden
Mit dem Trinkhorn, mit der Rede.
 
55 Manches schöne Nordlandsmädchen
Sah ihm nach mit holden Blicken,
Schritt er, hoch den Kopf, vorüber,
Ohne nur zum Gruß zu nicken.
 
56 Thoralill, des Wikings Schwester,
Stickte Laub- und Blumenranken
Ins Geweb' und mit den Blumen,
Mit den Blättern viel Gedanken.
 
57 Kleine Thora. laß das Träumen,
Falkenart hat schnelle Flügel;
Glaubst du ihn an sichrer Kette,
Schweift er über Tal und Hügel.
58 Hastig über Tal und Hügel
 
Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist
M: R:.