Christian Morgenstern, Mittag-Stille |
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In der blauen Mittag-Stille |
stehn die Föhren ohne Regung; |
hält des Windes wilder Wille |
einmal nicht sie in Bewegung? |
Wie sie dem Gebieter grollen, |
der sie Tag und Nacht ohn' Ende |
zwingt, Gehorsam ihm zu zollen, |
Flüsterlob und Wohlduft-Spende! |
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Und sie rühren keine Nadel, |
träumen stumm ins blaue Schweigen; |
selber ihren Groll und Tadel |
haben sie nicht Lust zu zeigen; |
kurzes Spechtgeklopf umlärmt sie, |
Brummvolk summt nach süßem Lohne, |
tiefes Wohlgeführ durchschwärmt sie |
von der Wurzel bis zur Krone. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Christian Morgenstern (Kristiano Matenstelo, *1871-05-06 - †1914-03-31). |