Theodor Storm, Oktoberlied |
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Der Nebel steigt, es fällt das Laub; |
Schenk ein den Wein, den holden! |
Wir wollen uns den grauen Tag |
Vergolden, ja vergolden! |
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Und geht es draußen noch so toll, |
Unchristlich oder christlich, |
Ist doch die Welt, die schöne Welt, |
So gänzlich unverwüstlich! |
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Und wimmert auch einmal das Herz, - |
Stoß an und laß es klingen! |
Wir wissen’s doch, ein rechtes Herz |
Ist gar nicht umzubringen. |
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Der Nebel steigt, es fällt das Laub; |
Schenk ein den Wein, den holden! |
Wir wollen uns den grauen Tag |
Vergolden, ja vergolden! |
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Wohl ist es Herbst; doch warte nur, |
Doch warte nur ein Weilchen! |
Der Frühling kommt, der Himmel lacht, |
Es steht die Welt in Veilchen. |
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Die blauen Tage brechen an, |
Und ehe sie verfließen, |
Wir wollen sie, mein wackrer Freund, |
Genießen, ja genießen! |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Theodor Storm (Teodoro Stormo, *1817-09-14 - †1888-07-04). |