Theodor Storm, Abseits |
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Es ist so still; die Heide liegt |
Im warmen Mittagssonnenstrahle, |
Ein rosenroter Schimmer fliegt |
Um ihre alten Gräbermale; |
Die Kräuter blühn; der Heideduft |
Steigt in die blaue Sommerluft. |
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Laufkäfer hasten durchs Gesträuch |
In ihren goldnen Panzerröckchen. |
Die Bienen hängen Zweig um Zweig |
Sich an der Edelheide Glöckchen, |
Die Vögel schwirren aus dem Kraut – |
Die Luft ist voller Lerchenlaut. |
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Ein halb verfallen, niedrig Haus |
Steht einsam hier und sonnbeschienen, |
der Kätner lehnt zur Tür hinaus, |
Behaglich blinzelnd nach den Bienen; |
Sein Junge auf dem Stein davor |
Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr. |
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Kaum zittert durch die Mittagsruh |
Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten; |
Dem Alten fällt die Wimper zu, |
Er träumt von seinen Honigernten. |
- Kein Klang der aufgeregten Zeit |
Drang noch in diese Einsamkeit. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Theodor Storm (Teodoro Stormo, *1817-09-14 - †1888-07-04). |