Poezio
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Heinrich Heine * Buch der Lieder, Vorrede zur dritten Auflage Deutsch 1839 Arg-424-216 2004-03-15 16:02 Manfred nur diese entfernen
Manfredo Ratislavo Libro de l' kantoj, antaŭparolo je la tria eldono Esperanto 1984-03-31 Arg-425-216 | MR-121-1 2004-03-15 16:10 Manfred nur diese entfernen

Heinrich Heine,
Buch der Lieder, Vorrede zur dritten Auflage

 

Heinrich Heine,
Libro de l' kantoj, antaŭparolo je la tria eldono

 
    übersetzt von Manfredo Ratislavo
 
Das ist der alte Märchenwald!   Jen estas la fabel-arbar’!
Es duftet die Lindenblüte!   Mi flaras tilio-floron!
Der wunderbare Mondenglanz   Kaj la miriga luno-bril’
Bezaubert mein Gemüte.   Sorĉigas mian koron.
 
Ich ging fürbaß, und wie ich ging,   Promenis mi, dum la irad’
Erklang es in der Höhe.   Eksonis en la foro
Das ist die Nachtigall, sie singt   De l’ najtingalo rava kant’
Von Lieb’ und Liebeswehe.   Pri am’ kaj am-doloro.
 
Sie singt von Lieb und Liebesweh,   De am’, am-veo kantis ĝi,
Von Tränen und von Lachen,   De larmoj kaj ridado;
Sie jubelt so traurig, sie schluchzet so froh,   Jubilis ĝi triste, singultas pro ĝoj’,
Vergessene Träume erwachen. -   vekiĝis malnova sonĝado.
 
Ich ging fürbaß, und wie ich ging,   Pluiris mi, dum la irad’
Da sah ich vor mir liegen,   Mi vidis en la fono
Auf freiem Platz, ein großes Schloß,   Kastelon sur tre larĝa plac’,
Die Giebel hoch aufstiegen.   Altegis la frontono.
 
Verschlossene Fenster, überall   Fermitaj fenestroj, ĉie ĉi
Ein Schweigen und ein Trauern;   Silento kaj malĝojego;
Es schien, als wohne der stille Tod   Kaj estis, kvazaŭ loĝis la mort’
In diesen öden Mauern.   Malantaŭ jena murego.
 
Dort vor dem Tor lag eine Sphinx,   Kaj antaŭ la pordo, jen kuŝis sfinks’,
Ein Zwitter von Schrecken und Lüsten,   Skulptaj’ de volupt’ kaj teruro;
Der Leib und die Tatze wie ein Löw,   Leonan korpon havis la
Ein Weib an Haupt und Brüsten.   in-kapa, kun-mama figuro.
 
Ein schönes Weib! Der weiße Blick,   La blanka vido de la in’
Er sprach von wildem Begehren;   Parolis de voluptemo;
Die stummen Lippen wölbten sich   La mutaj lipoj volbis sin,
Und lächelten stilles Gewähren.   Ridetis de sindonemo.1)
 
Die Nachtigall, sie sang so süß -   Ĉe l’ najtingala rava kant’
Ich konnt nicht widerstehen -   Ne povis mi kontraŭstari;
Und als ich küßte das holde Gesicht,   Kisinte ŝian vizaĝon mi
Da war’s um mich geschehen.   Ne povi plu ion fari.
 
Lebendig ward das Marmorbild,   Ekvivis la marmora bild’,
der Stein begann zu ächzen -   La ŝtono ekĝemegis -
Sie trank meiner Küsse lodernde Glut   La ardon de miaj kisoj ŝi
Mit Dürsten und mit Lechzen.   Avide eltrinkegis.
 
Sie trank mir fast den Odem aus -   Sufoke ŝi kisegis min,
Und endlich, wollustheischend,   Volupton postulante;
Umschlang sie mich, meinen armen Leib   Kaj fine min ĉirkaŭprenis ŝi,
Mit den Löwentatzen zerfleischend.   Per-unge min disŝirante.
 
Entzückende Marter und wonniges Weh!   Tortur’ feliĉega! La dolĉa dolor’
Der Schmerz wie die Lust unermeßlich!   Plenigis min senmezure;
Derweilen des Mundes Kuß mich beglückt,   Kaj dum la buŝo ravigis min,
Verwunden die Tatzen mich gräßlich.   La ungoj min lezis terure.
 
Die Nachtigall sang: »O schöne Sphinx!   Kantadis la najtingal’: „Ho am’,
O Liebe! was soll es bedeuten,   Respondu demandon mian:
Daß du vermischest mit Todesqual   Pro kio vi miksas kun mort-turment’
All deine Seligkeiten?   Feliĉon ĉiun vian?
 
O schöne Sphinx! O löse mir   Ho bela sfinks’, ho solvu la
Das Rätsel, das wunderbare!   Enigmon malfacilan!
Ich hab darüber nachgedacht   Pripensis mi pri tio ĉi
Wohl manche tausen Jahre.«   Jam tempon kelkjarmilan.“
 
Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist
Heinrich Heine (*1797-12-13 - †1856-02-17),
veröffentlicht 1839.

Das Gedicht befindet sich in Heinrich
Heines Werk „Buch der Lieder“, in der
Vorrede zur dritten Auflage. Der weitere
Text dieser Vorrede lautet:


’Das hätte ich alles sehr gut in guter
Prosa sagen können... Wenn man aber die
alten Gedichte wieder durchliest, um ihnen,
behufs eines erneueten Abdrucks, einige
Nachfeile zu erteilen, dann überschleicht
einen unversehens die klingelnde Gewohnheit
des Reims und Silbenfalls, und siehe! es
sind Verse, womit ich die dritte Auflage
des Buchs der Lieder eröffne. O Phöbus
Apollo! sind diese Verse schlecht, so
wirst du mir gern verzeihen... Denn du
bist ein allwissender Gott, und du weißt
sehr gut, warum ich mich seit so vielen
Jahren nicht mehr vorzugsweise mit Maß
und Gleichklang der Wörter beschäftigen
konnte... Du weißt, warum die Flamme,
die einst in brillanten Feuerwerkspielen
die Welt ergötzte, plötzlich zu weit
ernsteren Bränden verwendet werden
mußte... Du weißt, warum sie jetzt in
schweigender Glut mein Herz verzehrt...
Du verstehst mich, großer schöner Gott,
der du ebenfalls die goldene Leier zuweilen
vertauschtest mit dem starken Bogen und
den tödlichen Pfeilen... Erinnerst du
dich auch noch des Marsyas, den du lebendig
geschunden? Es ist schon lange her, und
ein ähnliches Beispiel tät wieder not....
Du lächelst, o mein ewiger Vater!’

Gechrieben zu Paris, den 20. Februar 1839

Heinrich Heine
  Übersetzung des deutschen Gedichtes "Buch
der Lieder, Vorrede zur dritten Auflage"
von Heinrich Heine (*1797-12-13 -
†1856-02-17) ins Esperanto durch
Manfredo Ratislavo (Manfred Retzlaff,
Stettiner Str. 16, D-59302 Oelde, Germanio,
*1938-11-04) in 1984-03-31.

La poemo troviĝas en la „Libro de la
kantoj“, en la antaŭparolo al la tria
eldono. La plua teksto de tiu ĉi antaŭparolo
estas:

’Mi estua povinta diri ĉion tion ĉi
en bona prozo...Sed kiam oni tralegas la
malnovajn poemojn, por priŝlifi ilin iom
por nova eldono, tiam oni estas neatendite
ree kaptata per la belsona kutimo de rimado
kaj versritmo, kaj jen! Estas versoj, per
kiuj mi malfermas la „Libron de l’
kantoj“. Ho, Febo Apolono! Se tiuj versoj
estas malbonaj, vi certe pardonos al mi...
Ĉar vi estas ĉioscia dio, kaj vi scias
tre bone, pro kio mi ekde multaj jaroj ne
plu povis prefere okupiĝi pri versmezuro
kaj samsoneco de vortoj.... Vi scias, pro
kio la flamo, kiu kiel brilega piroteknikaĵo
delektis la mondon, subite devis esti
uzata por multe pli seriozaj incendioj...
Vi scias, kial ĝi nun en silenta ardo
konsumas mian koron.... Vi komprenas min,
granda, bela dio, kiu ankaŭ vi interŝanĝis
foje la oran liron per la forta arko kaj
la mortigaj sagoj... Ĉu vi memoras ankoraŭ
pri tiu Marsio, kiun vi vive senhaŭtigis?
Estas pasinta tio jam delonge, sed simila
ekzemplo nun ree estus necesa.... Vi
ridetas, ho mia eterna patro!’

Skribite en Parizo je la 20a de Februaro
de 1839

Heinrich Heine
 
    1) aŭ: Ridetis pri memdonemo.