N. N. 05, Ich bin Soldat |
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1. Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne, |
als ich es ward, hat man mich nicht gefragt. |
Man riß mich fort, hinein in die Kaserne, |
gefangen ward ich, wie ein Wild gejagt. |
Ja, von der Heimat, von des Liebchens Herzen |
mußt' ich hinweg, und von der Freunde Kreis; |
denk’ ich daran, fühl ich der Wehmut Schmerzen, |
fühl’ in der Brust des Zornes Glut so heiß. |
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2. Ich bin Soldat, doch nur mit Widerstreben, |
ich lieb ihn nicht, den blauen Königsrock. |
Ich lieb es nicht, das blut'ge Waffenleben, |
mich zu verteid'gen wär genug ein Stock. |
O sagt mir an, wozu braucht ihr Soldaten? |
Ein jedes Volk liebt Ruh' und Frieden nur; |
allein aus Herrschsucht und dem Volk zum Schaden |
laßt ihr zertreten, ach, die gold'ne Flur! |
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3. Ich bin Soldat, muß Tag und Nacht marschieren, |
statt an der Arbeit, muß ich Posten stehn. |
Statt in der Freiheit, muß ich salutieren |
und muß den Hochmut frecher Burschen sehn. |
Und geht's ins Feld, so muß ich Brüder morden, |
von denen keiner mir zuleid was tat; |
dafür als Krüppel trag ich Band und Orden, |
und hungernd ruf ich dann: "Ich war Soldat!" |
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4. Ihr Brüder all', ob Deutsche, ob Franzosen, |
ob Ungarn, Dänen, ob vom Niederland, |
ob grün, ob rot, ob blau, ob weiß die Hosen, |
gebt euch statt Blei zum Gruß die Bruderhand! |
Auf, laßt zur Heimat uns zurückmarschieren, |
von den Tyrannen unser Volk befrei'n; |
denn nur Tyrannen müssen Kriege führen, |
Soldat der Freiheit will ich gerne sein! |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist N. N. 05. |