Heinrich Heine, [Im Traum sah ich ein Männchen] |
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(Aus "Junge Leiden - Traumbilder", IV) |
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Im Traum sah ich ein Männlein klein und putzig, |
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit, |
Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid, |
Invendig aber war es grob und schmutzig. |
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Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig, |
Jedoch von außen voller Würdigkeit; |
Von der Courage sprach es lang und breit, |
Und tat sogar recht trutzig und recht stutzig. |
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"Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau!" |
So sprach der Traumgott und er zeigt' mir schlau |
Die Bilderflut in eines Spiegels Rahmen. |
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Vor einem Altar stand das Männchen da, |
Mein Lieb daneben, beide sprachen: Ja! |
Und tausend Teufel riefen lachend: Amen! |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Heinrich Heine (*1797-12-13 - †1856-02-17). |