Heinrich Heine, Buch der Lieder, Junge Leiden, Romanzen V |
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Lied des Gefangenen |
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Als meine Großmutter die Lise behext, |
Da wollten die Leut sie verbrennen. |
Schon hatte der Amtmann viel Dinte verklext, |
Doch wollte sie nicht bekennen. |
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Und als man sie in den Kessel schob, |
Da schrie sie Mord und Wehe; |
Und als sich der schwarze Qualm erhob, |
Flog sie als Rab in die Höhe. |
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Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein! |
O komm mich im Turme besuchen! |
Komm, fliege geschwind durchs Gitter herein, |
Und bringe mir Käse und Kuchen. |
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Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein! |
O möchtest du nur sorgen, |
Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein, |
Wenn ich luftig schwebe morgen. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Heinrich Heine (*1797-12-13 - †1856-02-17). |