Christian Morgenstern, An die Wolken |
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Und immer wieder, |
wenn ich mich müde gesehn |
an der Menschen Gesichtern, |
so vielen Spiegeln |
unendlicher Torheit, |
hob ich das Aug |
über die Häuser und Bäume |
empor zu euch, |
ihr ewigen Gedanken des Himmels. |
Und eure Größe und Freiheit |
erlöste mich immer wieder, |
und ich dachte mit euch |
über Länder und Meere hinweg |
und hing mit euch |
überm Abgrund Unendlichkeit |
und zerging zuletzt |
wie Dunst, |
wenn ich ohn Maßen |
den Samen der Sterne |
fliegen sah |
über die Äcker |
der unergründlichen Tiefen. |
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Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Christian Morgenstern (Kristiano Matenstelo, *1871-05-06 - †1914-03-31). |