Christoph Friedrich Nicolai, Freuden des jungen Werthers |
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Ein junger Mensch, ich weiß nicht, wie, |
Starb einst an der Hypochondrie |
Und ward denn auch begraben. |
Da kam ein schöner Geist herbei, |
Der hatte seinen Stuhlgang frei, |
Wie's denn so Leute haben. |
Der setzt' notdürftig sich aufs Grab |
Und legte da sein Häuflein ab, |
Beschaute freundlich seinen Dreck, |
Ging wohl eratmet wieder weg |
Und sprach zu sich bedächtiglich: |
"Der gute Mensch, wie hat er sich verdorben! |
Hätt er geschissen so wie ich, |
Er wäre nicht gestorben!" |
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Mag jener dünkelhafte Mann |
Mich als gefährlich preisen; |
Der Plumpe, der nicht schwimmen kann, |
Er wills dem Wasser verweisen! |
Was schiert mich der Berliner Bann, |
Geschmächlerpfaffenwesen! |
Und wer mich nicht verstehen kann, |
Der lerne besser lesen. |
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Author of this German poem is Christoph Friedrich Nicolai (*1733-03-18 - †1811-01-08), published 1775. |