export for printing: portrait (PDF) landscape (PDF) | [show all export formats] |
author [first name] | title | language | publication | id code | last modification | view |
---|---|---|---|---|---|---|
Manfred Retzlaff | Kanlidoj | Esperanto | Arg-1360-676 | 2012-11-24 21:14 Manfred | only this add | |
Nikolaus Lenau | * Schilflieder | German | Arg-1359-676 | 2012-11-24 20:06 Manfred | only this remove |
Nikolaus Lenau, |
1. |
Drüben geht die Sonne scheiden, |
Und der müde Tag entschlief. |
Niederhangne hier die Weiden |
In den Teich, so still, so tief. |
Und ich muss mein Liebstes meiden: |
Quill, o Träne, quill hervor! |
Traurig säuseln hier die Weiden, |
Und im Winde bebt das Rohr. |
In mein stilles, tiefes Leiden |
Strahlst du, Ferne! hell und mild, |
Wie durch Binsen hier und Weiden |
Strahlt des Abendsternes Bild. |
2. |
Trübe wird's, die Wolken jagen, |
Und der Regen niederbricht, |
Und die lauten Winde klagen: |
"Teich, wo ist dein Sternenlicht?" |
Suchen den erloschnen Schimmer |
Tief im aufgewühlten See. |
Deine Liebe lächelt nimmer |
Nieder in mein tiefes Weh. |
3. |
Auf geheimem Waldespfade |
Schleich ich gern im Abendschein |
An das öde Schilfgestade |
Mädchen, und gedenke dein! |
Wenn sich dann der Busch verdüstert, |
Rauscht das Rohr geheimnisvoll, |
Und es klaget, und es flüstert, |
Dass ich weinen, weinen soll. |
Und ich mein', ich höre wehen |
Leise deiner Stimme Klang |
Und im Weiher untergehen |
Deinen lieblichen Gesang. |
4. |
Sonnenuntergan; |
Schwarze Wolken ziehn, |
O wie schül und bang |
Alle Winde fliehn! |
Durch den Himmel wild |
Jagen Blitze, bleich; |
Ihr vergänlich Bild |
Wandelt durch den Teich. |
Wie gewitterklar |
Mein' ich dich zu sehn |
Und dein langes Haar |
Frei im Sturme wehn! |
5. |
Auf dem Teich, dem regungslosen, |
Weilt des Mondes holder Glanz, |
Flechtend seien bleichen Rosen |
In des Schilfes grünen Kranz. |
Hirsche wandel dort am Hügel, |
Blicken in die Nacht emmpor; |
Manchmal regt sich das Geflügel |
Träumerisch im tiefen Rohr. |
Weinend muss mein Blick sich senken; |
Durch die tiefste Seele geht |
Mir ein stilles Deingedenken, |
Wie ein stilles Nachtgebet! |
Author of this German poem is Nikolaus Lenau (*1802-08.13 - †1850-08-22). Vidu ankaŭ: http://meister.igl.uni-freiburg.de/gedichte/len_n05.html, http://de.wikipedia.org/wiki/Schilflieder kaj http://www.ub.fu-berlin.de/service_neu/ausstellung/archiv/lenau.pdf. |