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Friedrich Schiller | * Die Bürgschaft | German | Arg-2057-1016 | 2014-05-20 13:28 Manfred | only this remove | |
Vasilij Devjatnin | Garantio | Esperanto | Arg-2058-1016 | 2014-05-20 13:25 Manfred | only this add |
Friedrich Schiller, |
Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich |
Damon, den Dolch im Gewande: |
Ihn schlugen die Häscher in Bande, |
"Was wolltest du mit dem Dolche? sprich!" |
Entgegnet ihm finster der Wüterich. |
"Die Stadt vom Tyrannen befreien!" |
"Das sollst du am Kreuze bereuen." |
"Ich bin", spricht jener, "zu sterben bereit |
Und bitte nicht um mein Leben: |
Doch willst du Gnade mir geben, |
Ich flehe dich um drei Tage Zeit, |
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; |
Ich lasse den Freund dir als Bürgen, |
Ihn magst du, entrinn' ich, erwürgen." |
Da lächelt der König mit arger List |
Und spricht nach kurzem Bedenken: |
"Drei Tage will ich dir schenken; |
Doch wisse, wenn sie verstrichen, die Frist, |
Eh' du zurück mir gegeben bist, |
So muß er statt deiner erblassen, |
Doch dir ist die Strafe erlassen." |
Und er kommt zum Freunde: "Der König gebeut, |
Daß ich am Kreuz mit dem Leben |
Bezahle das frevelnde Streben. |
Doch will er mir gönnen drei Tage Zeit, |
Bis ich die Schwester dem Gatten gefreit; |
So bleib du dem König zum Pfande, |
Bis ich komme zu lösen die Bande." |
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund |
Und liefert sich aus dem Tyrannen; |
Der andere ziehet von dannen. |
Und ehe das dritte Morgenrot scheint, |
Hat er schnell mit dem Gatten die Schwester vereint, |
Eilt heim mit sorgender Seele, |
Damit er die Frist nicht verfehle. |
Da gießt unendlicher Regen herab, |
Von den Bergen stürzen die Quellen, |
Und die Bäche, die Ströme schwellen. |
Und er kommt ans Ufer mit wanderndem Stab, |
Da reißet die Brücke der Strudel hinab, |
Und donnernd sprengen die Wogen |
Des Gewölbes krachenden Bogen. |
Und trostlos irrt er an Ufers Rand: |
Wie weit er auch spähet und blicket |
Und die Stimme, die rufende, schicket. |
Da stößet kein Nachen vom sichern Strand, |
Der ihn setze an das gewünschte Land, |
Kein Schiffer lenket die Fähre, |
Und der wilde Strom wird zum Meere. |
Da sinkt er ans Ufer und weint und fleht, |
Die Hände zum Zeus erhoben: |
"O hemme des Stromes Toben! |
Es eilen die Stunden, im Mittag steht |
Die Sonne, und wenn sie niedergeht |
Und ich kann die Stadt nicht erreichen, |
So muß der Freund mir erbleichen." |
Doch wachsend erneut sich des Stromes Wut, |
Und Welle auf Welle zerrinnet, |
Und Stunde an Stunde entrinnet. |
Da treibt ihn die Angst, da faßt er sich Mut |
Und wirft sich hinein in die brausende Flut |
Und teilt mit gewaltigen Armen |
Den Strom, und ein Gott hat Erbarmen. |
Und gewinnt das Ufer und eilet fort |
Und danket dem rettenden Gotte; |
Da stürzet die raubende Rotte |
Hervor aus des Waldes nächtlichem Ort, |
Den Pfad ihm sperrend, und schnaubet Mord |
Und hemmet des Wanderers Eile |
Mit drohend geschwungener Keule. |
"Was wollt ihr?" ruft er vor Schrecken bleich, |
"Ich habe nichts als mein Leben, |
Das muß ich dem Könige geben!" |
Und entreißt die Keule dem nächsten gleich: |
"Um des Freundes willen erbarmet euch!" |
Und drei mit gewaltigen Streichen |
Erlegt er, die andern entweichen. |
Und die Sonne versendet glühenden Brand, |
Und von der unendlichen Mühe |
Ermattet sinken die Kniee. |
"O hast du mich gnädig aus Räubershand, |
Aus dem Strom mich gerettet ans heilige Land, |
Und soll hier verschmachtend verderben, |
Und der Freund mir, der liebende, sterben!" |
Und horch! da sprudelt es silberhell, |
Ganz nahe, wie rieselndes Rauschen, |
Und stille hält er, zu lauschen; |
Und sieh, aus dem Felsen, geschwätzig, schnell, |
Springt murmelnd hervor ein lebendiger Quell, |
Und freudig bückt er sich nieder |
Und erfrischet die brennenden Glieder. |
Und die Sonne blickt durch der Zweige Grün |
Und malt auf den glänzenden Matten |
Der Bäume gigantische Schatten; |
Und zwei Wanderer sieht er die Straße ziehn, |
Will eilenden Laufes vorüber fliehn, |
Da hört er die Worte sie sagen: |
"Jetzt wird er ans Kreuz geschlagen." |
Und die Angst beflügelt den eilenden Fuß, |
Ihn jagen der Sorge Qualen; |
Da schimmern in Abendrots Strahlen |
Von ferne die Zinnen von Syrakus, |
Und entgegen kommt ihm Philostratus, |
Des Hauses redlicher Hüter, |
Der erkennet entsetzt den Gebieter: |
"Zurück! du rettest den Freund nicht mehr, |
So rette das eigene Leben! |
Den Tod erleidet er eben. |
Von Stunde zu Stunde gewartet' er |
Mit hoffender Seele der Wiederkehr, |
Ihm konnte den mutigen Glauben |
Der Hohn des Tyrannen nicht rauben." |
"Und ist es zu spät, und kann ich ihm nicht, |
Ein Retter, willkommen erscheinen, |
So soll mich der Tod ihm vereinen. |
Des rühme der blut'ge Tyrann sich nicht, |
Daß der Freund dem Freunde gebrochen die Pflicht, |
Er schlachte der Opfer zweie |
Und glaube an Liebe und Treue!" |
Und die Sonne geht unter, da steht er am Tor, |
Und sieht das Kreuz schon erhöhet, |
Das die Menge gaffend umstehet; |
An dem Seile schon zieht man den Freund empor, |
Da zertrennt er gewaltig den dichten Chor: |
"Mich, Henker", ruft er, "erwürget! |
Da bin ich, für den er gebürget!" |
Und Erstaunen ergreifet das Volk umher, |
In den Armen liegen sich beide |
Und weinen vor Schmerzen und Freude. |
Da sieht man kein Auge tränenleer, |
Und zum Könige bringt man die Wundermär'; |
Der fühlt ein menschliches Rühren, |
Läßt schnell vor den Thron sie führen, |
Und blicket sie lange verwundert an. |
Drauf spricht er: "Es ist euch gelungen, |
Ihr habt das Herz mir bezwungen; |
Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn - |
So nehmet auch mich zum Genossen an: |
Ich sei, gewährt mir die Bitte, |
In eurem Bunde der Dritte!" |
Author of this German poem is Friedrich Schiller (Frederiko Ŝilero, *1759 - †1805). Pri la poeto Friedrich Schiller vidu la retejon http://eo.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schiller. Pri la poemo vidu la retejon http://www.kombu.de/buergsch.htm. |