Eugen Roth, Der Zahnarzt |
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Nicht immer sind bequeme Stühle |
Ein Ruheplatz für die Gefühle. |
Wir saßen lieber in den Nesseln |
Als auf den wohlbekannten Sesseln, |
Vor denen, sauber und vernickelt, |
Der Zahnarzt seine Kunst enwickelt. |
Er lächelt ganz empörend herzlos |
Und sagt, es sei fast beinah schmerzlos. |
Doch leider, unterhalb der Plombe, |
Stößt er auf eine Katakombe, |
Die, wie er mit dem Häkchen spürt, |
In unbekannte Tiefen führt. |
Behaglich schnurrend mit dem Rädchen |
Dringt vor er bis zum Nervenfädchen. |
Jetzt zeige, Mensch, den Seelenadel! |
Der Zahnarzt prüft die feine Nadel, |
Mit der er dir alsbald beweist, |
Daß du voll Schmerz im Innern seist. |
Du aber hast ihm zu beweisen, |
Daß du im Äußern fest wie Eisen. |
Nachdem ihr dieses euch bewiesen, |
Geht er daran, den Zahn zu schließen. |
Hat er sein Werk mit Gold bekrönt, |
Sind mit der Welt wir neu versöhnt |
Und zeigen, noch im Aug’ die Träne, |
Ihr furchtlos wiederum die Zähne, |
Die wir – ein Prahlhans, wer’s verschweigt – |
Dem Zahnarzt zitternd nur gezeigt. |
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Author of this German poem is Eugen Roth (*1895-01-24 - †1976-04-28). |