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Stefan Zweig | * Singende Fontäne | German | Arg-2014-997 | 2014-04-25 23:20 Manfred | only this remove |
Stefan Zweig, |
BLAUER Blick des Mondenscheines |
Kühlte meines Zimmers Wand; |
Da hört ich die Stimme eines, |
Der im Dunkel unten stand. |
Und wie ich die Scheibe staunend |
Zu dem Garten niederbog, |
War es Singen, süß und raunend, |
Das zu mir ans Fenster flog. |
Keinen sah ich. Nur im Dunkeln |
Blinkte das erhellte Spiel |
Der Fontäne, die mit Funkeln |
In die Stille niederfiel. |
Unruhvoll und doch beständig |
Schien das silberne Getön |
Wie ein lautes Herz lebendig |
Durch die Brust der Nacht zu gehn. |
Und ich fragte: "Warum rauschst du |
Heute mir zum erstenmal?" – |
Und ich horchte: "Warum lauschst du |
Heute mir zum erstenmal? |
In das heiße Gold der Tage, |
Stumm im Steigen, Lied im Fall, |
Durch den Samt der Nächte trage |
Stet ich den erregten Schwall |
Meiner eignen Überfülle, |
Und du, der mir nahe ruhst, |
Wirst erst durch den Gruß der Stille |
Unsrer Brüderschaft bewußt? |
Hast du nie denn an der Schwelle |
Des Erwachens wirr gefühlt, |
Daß dir eine lautre Welle |
Nächtens durch dein Herz gespült, |
Daß mein Singen dich durchwebte |
Und im Schlafe aufwärts schwoll, |
Bis es Blut im Blute lebte |
Und an deine Lippen quoll, |
Bis als Lied der eingeengte |
Schauer einer fremden Lust, |
Die ein Traum in dich versenkte, |
Wild aufbrach aus deiner Brust? |
So in dein Geschick verflechte |
Ich mir meines Lebens Spur, |
Und bin doch im Kreis der Mächte |
Eine leise Stimme nur. |
Eines von den stummen Dingen, |
Die dein Wesen zauberhaft |
Und geheimnisvoll durchdringen |
Und von deren steter Kraft |
Nur verloren-leise Kunde |
Manchmal deine Seele faßt, |
Wenn du dich hinab zum Grunde |
Eines Traums getastet hast." - |
Immer ferner schien der Schimmer, |
Immer dunkler Wort und Sinn, |
Doch mein Herz lauschte noch immer |
Nach der weißen Stimme hin, |
Die vom Garten, bald wie Trauer, |
Bald wie Lächeln, wundersam |
Über Bäume, Busch und Mauer |
Schwebend an mein Lager kam, |
Und an meine Brust sich schmiegend |
Ihrer Worte Wiege schwang, |
Bis ich schon in Schlummer liegend |
Glanz nur fühlte und Gesang. |
Author of this German poem is Stefan Zweig. La poemo mi, Manfred Retzlaff, trovis en http://www.stereo-denken.de/fontaene.htm. |