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Manfred Retzlaff Dektritilio, ĉapitro 11, Eksterleĝa, Esperanto Arg-1930-958 2015-04-06 22:32 Manfred nur tiun aldonu
Friedrich Wilhelm Weber * Dreizehnlinden, Kapitel 11, Vogelfrei Germana Arg-1929-958 2015-04-06 22:38 Manfred nur tiun forigu

Friedrich Wilhelm Weber,
Dreizehnlinden, Kapitel 11, Vogelfrei

 
1 “Fertig!” sprach de Meister Fulko;
“Hildegunden, deiner Frauen,
Kleine Imma, liebe Tochter,
Bring das Schloß, sie kann ihm trauen.
 
2 Wieland kaum, der Schmiedekönig,
Wüßt’ es künstlicher zu machen,
Und im Berg, die stillen Leute,
Und - du Kobold, laß das Lachen!
 
3 Eggi, schon den ganzen Morgen
Greinst du mit vergnügtem Blicke,
Gleich als wär’ ein feistes Wildbret
Dir gegangen in die Stricke.
 
4 Mach dich fort, du brauner Schlingel,
Sieh mir fleißig nach den Schafen,
Daß sie nicht zu Schaden gehen
Auf dem Winterfeld des Grafen!”
 
5 Eggi, in der Tür sich wendend:
“Meister Fulk, ihr habt’s geraten:
Gestern war’s; ein Edelmarder,
Und Herr Gero will ihn braten.”
 
6 “Geh, du Gauch! - Er grollt dem Falken”,
Sprach der Schmied; “wohl mag er lästern;
Härter als uns je der Franke
Schlug der Sachs den Sachsen gestern.
 
7 Wie man einen wutverdächt’gen
Hund erhängt am nächsten Aste,
Ward ein Edler preisgegeben,
Weil ein Bösewicht ihn haßte.
 
8 Stolzer Falk! Vom Wald zur Weser
Wird kein treures Herz gefunden! -
Doch da ist er selbst: - o Imma,
Wie verhärmt in wenig Stunden!”
 
9 Elmar kam; der greise Diethelm
Schritt ihm nach mit finsterm Mute; -
Zorn und Tränen in den Augen,
Führt’ er eine weiße Stute.
 
10 Sprach der Falk: “Des letzten Dienstes
Meister Fulko, magst du pflegen:
Spute dich, mit Weiheworten
Feste Eisen aufzulegen.
 
11 Spute dich, du kluger Meister,
Feste Eisen, gute Eisen
Aufzulegen meinem Tiere,
Denn wir haben weit zu reisen.
 
12 Weit zu reisen, Meister Fulko!
Drum von all den edlen Rossen
Nicht das beste, doch das treuste
Wählt’ ich mir zum Fahrtgenossen.”
 
13 Stumm und traurig sah der Alte
Auf den Mann und auf das Fohlen;
Dann, sein Werkgerät ergreifend,
Fuhr er durch der Esse Kohlen;
 
14 Und mit zornig wüsten Schlägen
Schlug er, daß der Amboß stöhnte,
Schlug er, daß die Balken sangen
Und das Grundgemäuer dröhnte.
 
15 Flammen stoben, Funken spritzten;
Härter hieb der Schwerergrimmte,
Bis des Erzes glühe Stange
Wie ein Wurm sich wand und krümmte.
 
16 Plötzlich aber sank die Rechte,
Und, erfaßt von wildem Jammer,
Warf er auf den Herd das Eisen,
In den Winkel Zang’ und Hammer.
 
17 “Nein, ich kann, ich kann nicht, Elmar;
Nein, du kannst, du kannst nich gehen!
Um den Wiedehopf, den Gecken,
Sollen wir dich scheiden sehen?
 
18 Sind noch Götter? Unsre Götter
Zürnen, weil wir sie verlassen,
Und der weiße Gott der Christen,
Den wir hassen, muß uns hassen.
 
19 Büßung heischt der große Frevel!
Erst versöhnt an heil’gen Stätten,
Muß das Volk die Wehr ergreifen,
Und - der Alte wird uns retten.
 
20 Letzte Nacht in Sturmesbrausen
Fuhr er zürnend her vom Norden:
Sollt’ er nicht? Warum, wir Toren,
Sind wir untreu ihm geworden?
 
21 Elmar, bleib! Geh vor, wir folgen;
Zieh dein Schwert: wir werden siegen!
Einmal noch im roten Banner
Laß das weiße Fohlen fliegen!
 
22 Elmar, bleib! Was dir geschehen,
Schande ist es, Schmach uns allen;
Gestern, an der Linde, hörtest
Du den Zuruf nicht erschallen?
 
23 Wir, der Werkmann und der Bauer,
Stehn zu dir, den Schimpf zu rächen:
Hünen, die wie Haferhalme
Frankenspeere spielend brechen;
 
24 Harte Hände, die in Scherben
Schild und Panzerrock zerschlagen;
Felsennacken, die den Reiter
Samt dem Roß zum Sumpfe tragen!
 
25 Und die Gegner? Immer lustig,
Reigenspringer, immer heiter,
Lockenkräusler, Salbenköche,
Zwölf ein Dutzend - und nichts weiter.
 
26 Welch Geziefer! Viel zu lange
Litten wir’s; auf, uns zu wehren!
Klirrt das Land, der graue Kämpe,
Widukind, er wird es hören.
 
27 Täuschung ist es, Frankenfabel,
Daß der Held, im Kampf ermattet,
sei verzagt zu Kreuz gekrochen
Und im Wessagau bestattet.
 
28 Niederwärts im Weserwalde
Schläft er nur im hohlen Steine,
Schlachtbereit mit Roß und Mannen,
Harrend, daß sein Tag erscheine.
 
29 Oft, wenn nachts die Wetter tosen,
Weckt er seine Schwertgesellen:
Riefen nicht des Waldes Wipfel?
Mahnten nicht des Stromes Wellen?
 
30 Dann hinauf die blaue Weser,
Dann hinab die blanke Lippe,
Und 'zu früh, zu früh' erseufzend
Kehrt er heim zur düstern Klippe.
 
31 Falk, mir deucht, jetzt ist die Stunde.
Hebt sich nur mit Waffenschalle
Reisig Volk in allen Gauen,
Kommt er und befreit uns alle.
 
32 Heergeräte weiß ich liegen,
Kunstgebilde kluger Zwerge,
Stahlgewand und alte Schwerter
Aufgehäuft im nahen Berge.
 
33 Laß das Bauernhorn erklingen!
Folgen wird dem Racherufe
All das Volk im Lederschurze,
All das Volk von Kamp und Hufe.
 
34 Zündend, schnell wie Heidefeuer,
Wird der Schrei die Welt durchfahren:
Ja, sie kommen, traun, sie kommen,
Schildgenossen, Schar auf Scharen!
 
35 Schlechte Menschen, schlechte Zeiten:
Allen wird, was sie verdienen,
Und die Freiheit nur den Wackern,
Die der Freiheit sich erkühnen.
 
36 Können wir’s? Ich sah’s am Süntel;
Zu uns stand der alte Woden:
Solch ein Tag! Des Blutes Ströme
Rissen Furchen in den Boden.
 
37 Nur ans Werk! Erst recht im Zorne,
Werden wir die Welschen schlagen,
Wie am Osning sie den Vätern
Und am Süntel uns erlagen.” -
 
38 Elmar sprach: “Welch glühe Kohlen
Fulk, im alten Kopf dir brennen!
Schnee auf einem Feuerberge
Ist dein Silberhaar zu nennen.
 
39 Trauter Fulk, die Welt ist kühler!
Machst du heiß das Blut der Schnecke?
Glaubst du, das ein Ruf die Träumer
Rasch vom Rat zur Tat erwecke?
 
40 Zwar die Menge grollt, sie hätte
Lust zum Zausen und zum Zerren,
Doch erschlafft auf ihren Höfen
Dehnen sich die Edelherren.
 
41 Ihren Mut erprobt ich gestern!
Als ich stand in Not und Fährde,
Zagten sie, wie vor des Waldes
Grauhund zagt die Lämmerherde.
 
42 Blöde, die das Herz nicht hatten,
Eine Hand für mich zu heben,
Werden die zum Schwerte greifen,
Wenn es geht auf Tod und Leben?
 
43 Zwischen Mögen und Vollbringen
Liegt bei uns des Zauderns Öde
Und ein Sumpf; ein Tatenmörder
Ist der Sumpf der deutschen Rede.
 
44 Fulk, wohl mag dein Amboß ächzen
Unter schweren Hammerschlägen;
Dennoch hält er still; wir murren,
Ohne Faust und Fuß zu regen.
 
45 Pochten alle Männerherzen
Heiß wie deines, warm wie meines,
Kein vermeßner Frankensporen
Klirrte noch diesseits des Rheines:
 
46 O wir haben harte Hände,
Unser Leib ist Wall und Mauer;
Doch wir schleichen träg zu Werke,
Und im Werke fehlt die Dauer.
 
47 Nicht zum Kriege, nur zum Kampfe
Zieht der Sachse; schnell zu schlagen,
Ist sein Sinn, um heimzukehren
Und daheim den Hirsch zu jagen.
 
48 Länger lag er nie zu Felde,
Als er nicht den Pfühl entbehrte,
Als im Sack der Haferkuchen
Und der Trunk im Lägel währte.
 
49 Schelten würd’ ich, spräch ein Fremder,
Was ich scheltend von uns spreche:
Nicht des Feindes Macht, uns beugte
Göttergrimm und eigne Schwäche.
 
50 Darum hat der Lockenkräusler
Zehnmal uns im Kampf bezwungen,
Darum hat der Reigenspringer
Auf den Boden uns gerungen.
 
51 Fragst du, was ich möchte? Waten,
Waten bis ans Knie im Blute!
Was ich muß? Zu hoffen raten,
Ob mit Grimm und finsterm Mute.
 
52 Erzbewehrt an Ems und Lippe
Harrt der Feind in hellen Haufen,
Fertig zu willkommner Arbeit,
Wie bei Verden - uns zu taufen.
 
53 Schon zuviel ist edlen Blutes,
Warmen Bauernbluts geflossen,
Fruchtlos; schon zuviel der Äcker
Sind zerstampft von fremden Rossen.
 
54 Sollen wieder Hof und Hütte
Glühn in roten Flammensäulen?
Soll der hagre Wolf, der Hunger,
Wieder durch die Dörfer heulen?
 
55 Dreister Griff gebührt dem Dreisten,
Doch ins Tolle stürmt ein Toller;
Berserkbrauch ist, nackt zu kämpfen,
Klugen Manns, in Helm und Koller.
 
56 Mag der Rat der Götter walten,
Menschenwitz kann wenig frommen:
Fulk, das eine ist gewesen,
Und das andre seh’ ich kommen.
 
57 Laß mich gehn! - Von Hof und Heimat
Blieb mir heut am Scheidetage
Nichts - als eine Handvoll Erde,
Die ich auf dem Herzen trage.
 
58 Fulk, nun tu, was ich gebeten!” -
Auf den Wangen Leichenblässe
Stand der Schmied, und schmerzlich stöhnend
Trat er langsam an die Esse;
 
59 Pochte, hielt und pochte wieder;
Endlich schritt er aus der Pforte,
Und die Eisen unterschlagend,
Raunt’ er leise Wünschelworte:
 
60 “Frommes Rößlein, kluges Rößlein,
Eisen vier will ich dir legen,
Feste Eisen, gute Eisen:
Das ist Donars Hammersegen!
 
61 Geh zu Holz und geh zu Hause,
Immer geh auf graden Wegen;
Weit, was unhold ist, entweiche:
Das ist Donars Hammersegen!
 
62 Ward dir Weh und ward dir Wunde,
Blut zu Blute soll sich regen,
Bein zu Beine soll sich fügen:
Das ist Donars Hammersegen!
 
63 Trag den Reiter, treues Rößlein,
Allem Glücke gern entgegen,
Trag ihn hin und trag ihn wieder:
Das ist Donars Hammersegen!
 
64 Falk, nun fahre!” - Drauf der andre:
“Habe Dank, du frommer Meister!
Bürgen sind mir deine Wünsche,
Mit mir fahren gute Geister. -
 
65 Nun hellauf, du alter Knabe,
Diethelm, komm, nimm beide Hände,
Beide und die letzten Grüße,
Die dem Heimatland ich sende.
 
66 Weinst du gar? Es ist so bitter,
Alte Augen weinen sehen!
Falkenart ist starkes Mutes,
Falkenart - jetzt mußt gehen! )
 
67 Was der Mutter du verheißen,
Hast du brav und treu gehalten. -
Mit mir willst du? Soll der Franke
Auf dem Hof nach Willkür schalten?
 
68 Weißt du doch, zu Königseigen
Ist das Falkennest gesprochen
Und der kahle Königserbe
Morgen schon hineingekrochen.
 
69 Laß den greisen Kopf nicht sinken,
Diethelm, trockne deine Zähren;
Bleib und tu, was recht und hoffe,
Wie ich hoffe, heimzukehren! -
 
70 Imma, deiner holden Herrin
Neig’ ich mich, sie ist mir teuer;
Sag ihr, - nein, nichts sag ihr, Immaĉ,
Bin ich doch ein Vogelfreier!
 
71 Nimm das Schwert, den Ring hier, Imma;
Sag, der Ring sei zum Gedenken,
Sag, das Schwert sei zum Bewahren,
Will ein Gott mir Heimkehr schenken!
 
72 Jetzt von hinnen!” - Durch den Flieder,
Der das Rasendach beschirmte,
Fuhr der Wind; die letzten Beeren
Fielen, und das Laub verstürmte.
 
2
 
73 Wo am Waldesrand der Tannen
Dunkle Äste talwärts schwanken,
Stand verhohlen eine Jungfrau
Zwischen Farn und Brombeerranken,
 
74 Regungslos, gekreuzt die Hände,
Vorgebeugt, in tiefem Sinne;
Tropfen wehten, kalte Tropfen
Auf ihr Kleid von weißem Linnen.
 
75 War sie aus dem Sarg gestiegen?
War die stille, marmorbleiche
Von die Armen, die da wandern,
Friedlos selbst im Friedensreiche? -
 
76 Starren Auges sah sie nieder
Nach der Schmied’ am Erlenhage;
Wirbelnd in die grauen Lüfte
Stieg der Rauch wie alle Tage;
 
77 Und wie alle Tage rollten
Oben dunkle Wolkenbälle,
Und wie alle Tage rauschte
Durch das Tal des Baches Welle;
 
78 Und wie alle Tage dröhnten
Hammerschläge weit im Grunde;
Doch - jetzt fuhr sie auf, ein kurzer
Jammerschrei erstarb im Munde.
 
79 Vor der Schmiede Frau’n und Männer;
Einer hielt ein Roß am Zügel,
Einer nahm es, und hindannen
Ritt er sacht am Heidehügel,
 
80 Einsam, waldwärts: Busch und Bäume
Sah sie hinter ihm sich schließen;
Stumm, den Finger an der Lippe,
Winkte sie ein letztes Grüßen.
 
81 Dann, die Hände hochgehoben,
Sang sie leise: “Selig fahre,
Der da fährt, des Herzens stiller
Trautgesell seit manchem Jahre!
 
82 Wo er walle, wo er wohne,
Weile Friede, wie da weilte,
Da die Reine des genesen,
Der der Welt die Wunden heilte.
 
83 Der der Welt die Wunden heilte,
Möge sein in Gnaden pflegen,
Mög’ im fernen fremden Lande
Ihn geleiten und umhegen;
 
84 Ihn umhegen und geleiten,
Daß er gute Herberg finde;
All die Hüterschar des Himmels
Sei ihm holdes Fahrtgesinde;
 
85 Sei ihm treuer Weggenosse,
Der Tobias’ Sohn gen Meden
Und zurück zu Herd und Hufe
Führte durch Gebirg und Öden!
 
86 Und du Hochgebenedeite,
Die zu helfen nie versagte,
Wenn ein Herz voll Harm und Sorge
All sein stummes Weh dir klagte:
 
87 Hehre Frau, zu deinen Füßen
Weint die Jungfrau: selig fahre,
Der da fährt, des Herzens stiller
Trautgesell seit manchem Jahre!” -
 
88 Kraftlos sank sie auf die Knie,
Tränen, bittre Tränen rannen,
Und des Herbstes kühle Schauer
Rauschten durch die finstern Tannen. -
 
89 Geh nun heim, du Kummervolle,
Deine Bitten, dein Klagen
Wird ein kleiner, lichter Engel
Weinend in den Himmel tragen.
 
90 Tiefer Wald! Von Stamm zu Stamme
Wob die Dämmrung graue Fäden,
Und die Bäume und die Tiere
Wechselten geheime Reden.
 
Verkinto de tiu ĉi Germana poemo estas
Friedrich Wilhelm Weber (Frederiko Vilhelmo
Vebero, *1813-12-25 - †1894-04.05).