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Manfredo Ratislavo | Dektritilio, ĉapitro 2, La monaĥejo | Esperanto | Arg-231-116 | 2004-01-31 18:02 Manfred | only this add | |
Friedrich Wilhelm Weber | * Dreizehnlinden, Kapitel 2, Das Kloster | German | Arg-230-116 | 2004-01-31 00:45 Manfred | only this remove |
Friedrich Wilhelm Weber, |
1 Süßer Schlag der Heidelerche, |
Sonnenschein auf allen Hügeln! |
Tauwind sang, durch alle Schluchten |
Flog er rasch auf weichen Flügeln. |
2 Lustig hüpften alle Brunnen |
Aus den Bergen durch die Bäume, |
Um im Tale zu erzählen |
Ihre langen Winterträume; |
3 Schwere Träume und der kleinen |
Zarten Elben frost’ges Schaudern |
Und der Riesen lautes Schnarchen |
Und der Zwerge kluges Plaudern. |
4 Denn der Schnee begann zu schmelzen, |
Bräunlich stand des Berges Gipfel, |
Und ein Frühlingsahnen rauschte |
Durch die grünen Tannenwipfel. |
5 Aus den Tannenwipfeln ragte |
Eines Türmleins spitzer Kegel, |
First und Giebel eines Klosters |
Nach Sankt Benediktus’ Regel. |
6 Jüngst erst waren weise Männer |
Angelangt aus fremden Reichen, |
Segensworte auf den Lippen, |
In der Hand des Friedens Zeichen; |
7 In der Hand die fromme Waffe, |
die mit Mut beseelt den Schwachen, |
Die durch Huld besiegt die Völker |
Und besiegt, um frei zu machen; |
8 Ernste Männer, vielgeprüfte, |
Die in harter Weltverachtung |
Einsam sich der Arbeit weihten, |
Dem Gebet und der Betrachtung; |
9 Stille Siedler, die sich mühten, |
Mit dem Spaten wilde Schluchten, |
Wildre Herzen mit der Lehre |
Lindem Samen zu befruchten. |
10 Klugen Sinns und unverdrossen |
Bauten sie mit Lot und Waage, |
Winkelmaß und Säg’ und Hammer, |
Axt und Kelle, Tag’ auf Tage, |
11 Bis es ihrem Fleiß gelungen, |
Haus und Kirche fest zu gründen, |
Bis der Brunnen rauscht’ im Hofe |
Des Konvents zu Dreizehnlinden. |
12 In Gehorsam, Zucht und Armut |
Schafften still die tapfern Streiter: |
Reuteten des Urwalds Riesen, |
Dorn und Farn und wüste Kräuter; |
13 Zogen Wall und Zaun und Hecke, |
Hirsch und Keiler abzuwehren, |
Daß im Tale wohlumfriedet |
Grünten menschenholde Ähren; |
14 Zwängten ein den ungestümen |
Strom durch Pfahlgeflecht und Dämme, |
Propften milde Südlandsreiser |
Auf des Nordens herbe Stämme. |
15 Kräftig sproß im jungen Garten |
Akelei und Ros’ und Quendel, |
Blasse Salbei, Dill und Eppich, |
Eberraute und Lavendel. |
16 Aber noch ein andrer Acker |
Blieb den Vätern: reicher Boden, |
Tiefer Grund, doch schwer zu bauen |
Und voll heidnisch wilder Loden. |
17 Traun, da gab es viel zu rupfen, |
Viel zu zähmen und zu zanken, |
Viel zu zerren und zu zupfen |
An den ungezognen Ranken! |
18 Auf den braunen Eichenbänken |
Saß die Brut der Sachsenrecken, |
Junge Bären; Riesenarbeit, |
War’s, sie bildend zu belecken. |
19 Erstlich galt’s, der Römerrunen |
Fremden Zauber zu ergründen: |
O ein dornenvolles Rätsel, |
Dessen Lösung kaum zu finden! |
20 Dann gefällig nachzubilden |
All die wunderlichen Zeichen: |
Hohes Ziel, nur auserwählten |
Fingerkünstlern zu erreichen! |
21 Doch am schwersten war’s, des Kreuzes |
Milde Botschaft zu erklären, |
Denn gar manchen Flachskopf dünkten |
Gotteswort und Heldenmären, |
22 Weißer Christ und weißer Balder, |
Lichte Engel, lichte Elben, |
Jüngerschaft und Heerbannstreue |
Ganz dasselbe, ganz dieselben. |
23 Nur begabtre Schüler wurden |
Höhern Zwecken zugeleitet |
Und die sieben freien Künste |
lehrhaft ihnen ausgedeutet. |
24 Schwer und ungelenkig waren |
Noch der deutschen Zunge Laute, |
Gleich den ersten Schritten eines |
Hünenkinds im Heidekraute. |
25 Rasch indes wie ehrne Pfeile |
Klingend flog das Wort der Römer |
Von den Lippen kurz und schneidig |
Wie das Schwert der Weltbezähmer. |
26 Willig bot es knappe Schärfe |
Logikern und Exegeten, |
Kraft und Fülle den Rhetoren, |
Reim und Rhythmen den Poeten. |
27 Preis den braven, schwarzen Mönchen, |
Preis den wackern Kuttenträgern, |
Alles menschlich schönen Wissens |
Frommen Hütern, treuen Pflegern! |
28 Was auf Hellas’ blauen Bergen, |
Was einst am Tyrrhenermeere |
Dichter sangen, Denker dachten |
Später Welt zu Lust und Lehre; |
29 Was der Geist geweihten Sehern |
Offenbart in Sturm und Stille, |
Wort und Werk des Gottessohnes, |
Als er ging in Manneshülle: |
30 Von der Mönche Hand geschrieben |
Blatt auf Blatt mit Müh’ und Sorgen, |
In den Truhen der Abteien |
Lag es liebevoll geborgen. |
31 Zärtlich ward der Schatz betrachtet, |
Mit bescheidnem Stolz gepriesen, |
Und als Klosterhort dem fremden |
Schrifterfahrnen Mann gewiesen. |
32 Solch ein kostbar Gut zu sichern, |
Treu dem künftigen Geschlechte, |
Schrieben sie, die braven Mönche, |
Sommertag und Winternächte. |
33 Rot und blau und grün und golden |
Schimmerten die Anfangslettern, |
Reich umrankt von Blumendolden |
Und von traumhaft bunten Blättern. |
34 Rührend bat der fromme Schreiber |
An des Werkes langem Ende, |
Daß man seiner armen Seele |
Des Gebets Almosen spende. |
35 Trutziglich, wie schwarze Krieger, |
Lanzenknechte der Konvente, |
Standen Glied an Glied die Runen |
Auf dem weißen Pergamente. |
36 Ja, sie sind’s, die schwarzen Krieger, |
Die von einer weggestürmten |
Schönheitswelt die letzten Inseln |
Rettend vor den Wogen schirmten! |
37 Weht dir aus des Mäoniden |
Sängen, wie aus Meeresrauschen, |
Tiefes unerkanntes Sehnen, |
Das dich zwingt zum Weiterlauschen; |
38 Mahnt der Zorn des letzten Römers, |
Gott und Vaterland zu ehren, |
Drängt er, vor dem Bild des Lasters |
Dich, der Tugend anzuschwören; |
39 Strömt dir aus dem Buch der Bücher |
Kraft und Trost im Kampfgewühle |
Wie dem matten Wüstenwaller |
Aus des Palmenquelles Kühle: |
40 Sei gedenk der wetterfesten |
Lanzenknechte der Konvente, |
Sei gedenk der schwarzen Krieger |
Auf dem weißen Pergamente! - |
41 Auch zu rauherm Dienste stählten |
Die Geschornen ihre Kräfte: |
Schicklich wußten sie zu führen |
Bogen, Beil und Lanzenschäfte, |
42 Waren Feinde zu verjagen, |
Die des Feldes Frucht verbrannten, |
Oder Räuber, die der frommen |
Spendebringer Weg verrannten; |
43 Oder war ein Festtagsbraten |
Zu erpirschen in den Forsten, |
Sei’s ein stolzer Sechzehnender, |
Sei’s ein Bursch mit Wehr und Borsten. - |
44 Also übten sie beständig |
Friedenswerk und Kampfespflichten, |
Doch der Arbeit für der Seele |
Heil vergaßen sie mitnichten. |
45 Früh und spät zum Himmel schallte |
Ihrer Hymnen und Gebete |
Bange Klage, die für alle |
Und für sie um Einlaß flehte. - |
46 Süßer Schlag der Heidelerche, |
Sonnenschein auf allen Hügeln! |
Tauwind sang, durch alle Schluchten |
Flog er rasch auf weichen Flügeln. |
47 Friedensboten, Himmelschlüssel |
Sprossen auf der jungen Aue, |
Und ein frohes Frühlingsahnen |
Rauschte durch die Sachsengaue. |
Author of this German poem is Friedrich Wilhelm Weber (Frederiko Vilhelmo Vebero, *1813-12-25 - †1894-04.05). |