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Verfasser [Vorname] | Titel | Sprache | Erscheinung | Kennung | letzte Änderung | Ansicht |
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Manfredo Ratislavo | Dektritilio, ĉapitro 3, Sur la Akcipitra korto | Esperanto | Arg-233-117 | 2015-02-11 18:36 Manfred | nur diese hinzufügen | |
Friedrich Wilhelm Weber | * Dreizehnlinden, Kapitel 3, Auf dem Habichtshofe | Deutsch | Arg-232-117 | 2015-02-11 18:29 Manfred | nur diese entfernen |
Friedrich Wilhelm Weber, |
1. |
1 Elmar, Herr vom Habichtshofe, |
Sprach zu seinem Jagdgesinde: |
"Gute Meute, gute Beute; |
Hängt den Bären an die Linde! |
2 Achtet auf das Waidgeräte |
Und besorgt die müden Hunde, |
Dann euch selbst; mich will bedünken, |
Daß euch wohl der Imbiß munde. |
3 Drauf zerwirkt den braunen Riesen, |
Aber mit geschickten Händen! |
Schont den Pelz; nach Bodinkthorpe |
Will ich ihn zum Grafen senden. |
4 Dem der ungeschlachte Brummer |
Jüngst die Heimkehr abgeschnitten, |
Als der Alte mit der Tochter |
Spät vom Eschenberg geritten. |
5 Heute fand er seinen Meister! |
Stolzer Bursch, er schlug sich wacker, |
Bis ihm an der Gurgel hingen |
Greif und Kneif, die grimmen Packer. |
6 Traun, ich hätt' ihn laufen lassen, |
Ihn, den Herrn von Wald und Heide, |
Doch dem Wegelagrer stieß ich |
Rasch ins Herz die blanke Scheide. |
7 Mocht' er sich mit Männern zerren, |
Mocht' er sich mit Hunden necken: |
Allzu bärenhafte Laune |
War's, ein Mädchen zu erschrecken." |
8 Elmar grüßte mit der Lanze |
Und, gefolgt von Waidmannsrufen, |
Sprang er aus dem Kreis der Jäger |
Schnell hinan des Saales Stufen. |
9 Höher hob sich heut des Jünglings |
Breite Brust vom frischen Gange, |
Heller war sein blaues Auge, |
Voller dier gebräunte Wange. |
10 Schüttelnd die betauten Locken, |
Schritt er durch die große Halle, |
Fast erschreckt vom düstern Schweigen |
Und des Schritts verlornem Schalle. |
11 Wo sich einst die schildgewiegte |
Falkenbrut des Spiels erfreute, |
Stand am kalten Herd des Hauses |
Letzter Sproß vereinsamt heute. |
12 Um ihn her, an düstern Wänden |
Wisenthörner, Hirschgeweihe, |
Bärenschädeel, Schwert und Lanze, |
Helm und Brünne, Reih' an Reine. |
13 Eichne Säulen, eichne Sparren, |
Eichner Boden, eichnes Schauer: |
All ein Wald, doch still und öde, |
All ein Wald in Wintertrauer. |
2. |
14 Wo die Brucht durch Schilf und Erlen |
Rieselt und zum Drosselsange |
Dunkle Runenlaute murmelt, |
Lag der Hof am Hügelhange. |
15 Unter Linden, unter Ulmen |
Und des Strohdachs warmen Schwingen, |
Die, mit Lauch und Moos bewachsen, |
Breit und schirmend niederhingen. |
16 Bau an Bau. Von bunten Giebeln |
Nickten nach dem Brauch der Alten |
Holzgeschnitzte Pferdeköpfe, |
Wicht und Kobold fernzuhalten. |
17 Weit erstreckten sich des Hauses |
Kämpe, Wälder, Ackerbreiten; |
Bergesfirst und rinnend Wasser |
schied die Mark seit Väterzeiten. - |
18 Als der Wandersturm vom Osten |
Über Deutschlands Felder brauste, |
Volk auf Volk wie Meeresflutener |
Zornig durcheinanderzauste; |
19 Als die harten Bernsteinfischer |
Welschlands dunkle Trauben pflückten, |
Und des Spessarts rauhe Jäger |
Sich mit Römerringen schmückten: |
20 Unentwegt auf freier Hufe |
Grundentsprosssen, grundverwachsen, |
Wurzelfest wie seine Eichen |
Saß der edle Stamm der Sachsen. |
21 Stetig bauten sie die Scholle, |
Hüteten auf brauner Heide |
Sorgsam Bien' und Schaf und zogen |
Rind und Roß auf Trift und Weide. |
22 Übten wie die Väter taten, |
Sprung und Wurf und Lanzenbrechen |
Oder griffen rasch zum Eisen, |
Freveltat und Schimpf zu rächen; |
23 Brauten Met und zechten tapfer, |
Trotztene auf der Jagd den Wettern, |
Und am heil'gen Opferkessel |
Dienten sie den alten Göttern. |
24 Stetig auf dem Habichtshofe |
Unter ihres Saales Balken |
An derselben Feuerstätte |
Hausten, Sohn auf Sohn, die Falken, |
25 Ehrenreich und unverworren, |
Bis am Rhein der Brand erglühte, |
Der, gewälzt von Berg zu Bergen, |
Durch die Sachsendörfer sprühte. |
26 Krieg mit Karl! Die Mütter klagten. |
Krieg! Es freuten sich die Aare; |
Krieg den Göttern, Krieg den Menschen, |
Krieg durch dreißig lange Jahre! |
27 Alfrik, Elmars Vater, brachte |
Wunden heim und bitt're Schmerzen, |
Heiße Wunden, tiefe Wunden, |
Doch die tiefste saß im Herzen. |
28 Machtlos, rechtlos war der Sachse; |
Dreist, wie auf die müden Flanken |
eines speerdurchbohrten Ebers, |
Trat auf ihn der Fuß des Franken. |
29 Irmintrud, die Gattin, mischte |
Kundig all der holden Kräfte, |
Die in Frucht und Blüte schlafen, |
Sanftes Öl und milde Säfte. |
30 Swanahild, die greise Drude, |
Ritzte Runen, Zauberzeichen, |
Warf die Stäb' und raunte Sprüche, |
Gram und Siechtum zu verscheuchen. |
31 Lindern mögen Wurz und Worte |
Wundenweh und Herzbeschwerde; |
Bester Arzt für jeden Jammer |
Ist die stille, kühle Erde. - |
32 Auf den Sohn, den frühverwaisten, |
Sah die Mutter oft mit Zähren: |
"Kind, wer wird in Ernst und Liebe |
Dich belehren und dir wehren?" |
33 Tief ins junge Leben grub sie |
Tiefen Abscheu vor dem Neuen, |
Mocht' ihr Bruder an der Pader |
Mit dem Bischofsstab auch dräuen, |
34 Badurad, der eifervolle, |
Den es schmerzte und empörte, |
Daß sein eignes Blut dem Kreuze |
Starren Sinns den Rücken kehrte. |
35 Und im Wald die greise Drude |
Pries den Heldenruhm der Ahnen; |
Götter fürchten, Franken hassen, |
War ihr unablässig Mahnen. - |
36 Knabenzucht will harte Hände, |
Bald entsandten sie zum fernen |
Bruderstamm den vaterlosen, |
Maß und Männerbrauch zu lernen. |
37 Gastverwandt dem Haus der Falken, |
Welterfahren, weitgepriesen, |
War der graue Wodanspriester |
Thiatgrim im Land der Friesen. |
38 All der ernsten Nordlanddenker |
Weisheitsfülle war ihm eigen; |
Beides wußt' e: klug zu reden, |
Und was klüger, klug zu schweigen. |
39 Elmar staunte, wenn der Alte |
Ihn die Runenrätsel lehrte, |
Wenn er ihm gedankenreicher |
Sprüche tiefen Sinn erklärte: |
40 Donars Kämpfe mit den Thursen, |
Walas düstre Prophezeiung, |
Balders Tod, die Götterdämmrung, |
Weltvernichtung, Welterneuung; |
41 Oder wenn er ihm entrollte |
Meerumrauschte Gudrunsagen, |
Siegfrieds Tod, Kriemhildens Rache |
Und den Zorn des grimmen Hagen. |
42 Eins nur war Beginn und Ende: |
"Sonder Wanken, sonder Schwanken |
Fluch und Haß dem welschen Feinde, |
Fluch und Haß dem Gott der Franken!" |
43 Jahre flohn, der blonde Knabe |
War zum Jüngling aufgeschossen, |
Stark und stattlich, still, doch glühend |
Offnen Auges, doch verschlossen. |
44 Träumend blickt' er oft vom Strande |
In des Meeres graue Wogen, |
Träumend nach den Kranichschwärmen, |
Die im Herbst gen Mittag zogen. |
45 Dacht' er an das Los der teuern |
Unterjochten Heimaterde? |
An die Mutter, wie sie einsam |
Trauernd saß am öden Herde? |
46 An ein kleinee Frankenmädchen, |
Das gerettet einst der Knabe |
Mit Gefahr des eignen Lebens |
Aus des Weihers feuchtem Grabe? |
47 Das mit Lachen und mit Weinen |
Auf den Wangen Blässe, Röte, |
Küssend ihn umschlang und leise |
"Elmar, sag es keinem!" flehte? |
48 Zwar die Lippe war versiegelt |
Und gebannt von sußem Munde, |
Doch im Herzen, tief im Herzen |
Rief es immer: "Hildegunde!" - |
49 Thiatgrim, der Graubart, murrte: |
"Ist der Falk des Käfigs müde? |
Will ihm länger nicht behagen |
Meines Hauses träger Friede? |
50 Dort zum Normann mag er fliegen: |
Thorkell rüstet Krieg den Franken, |
Und sein Flügeldrache badet |
In der Bucht die finstern Flanken." |
51 Wikingsfahrt zum Frankenlande? |
Rachekampf? Wie Elmar lauschte, |
Wie er schnell das Lodenkoller |
Mit dem Kettenhemde tauschte! |
52 Lustig war's, in Sturmesbrausen |
Auf dem Wellenroß zu reiten |
Sommerlang, und Wund' und Wunde |
Mit dem Landesfeind zu streiten. |
53 Wonnig war's, im Föhrensaale |
Winters mit den Bankgenossen |
Kämpenweisen still zu horchen, |
Die vom Mund des Sängers flossen. |
54 Stumm bei Frauen war der Sachse, |
Kühn in Not und Männerfehde, |
Klug im Rat, am Tisch bescheiden |
Mit dem Trinkhorn, mit der Rede. |
55 Manches schöne Nordlandsmädchen |
Sah ihm nach mit holden Blicken, |
Schritt er, hoch den Kopf, vorüber, |
Ohne nur zum Gruß zu nicken. |
56 Thoralill, des Wikings Schwester, |
Stickte Laub- und Blumenranken |
Ins Geweb' und mit den Blumen, |
Mit den Blättern viel Gedanken. |
57 Kleine Thora. laß das Träumen, |
Falkenart hat schnelle Flügel; |
Glaubst du ihn an sichrer Kette, |
Schweift er über Tal und Hügel. |
58 Hastig über Tal und Hügel |
Flog er heim, ihn rief der Bote |
Hastig zu der kranken Mutter; |
Was er fand, war eine Tote. |
Verfasser dieses deutschen Gedichtes ist Friedrich Wilhelm Weber (Frederiko Vilhelmo Vebero, *1813-12-25 - †1894-04.05). |