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verkinto [voknomo] | titolo | lingvo | publikigo | identiga kodo | lasta modifo | aspekto |
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Detlev von Liliencron | * Trutz, blanke Hans | Germana | Arg-2294-1137 | 2015-05-25 17:24 Manfred | nur tiun forigu |
Detlev von Liliencron, |
Heut bin ich über Rungholt gefahren, |
die Stadt ging unter vor fünfhundert Jahren. |
Noch schlagen die Wellen das wild und empört, |
wie damals, als sie die Marachen zerstört. |
Die Maschine des Dampfers zitterte, stöhnte, |
aus den Wassern rief es unheimlich und höhnte: |
Trutz, blanke Hans. |
Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden, |
Liegen die friesischen Inseln im Frieden. |
Und Zeugen weltenvernichtender Wut, |
Taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut. |
Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten, |
Der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten. |
Trutz, Blanke Hans. |
Mitten im Ozean schläft bis zur Stunde |
Ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde. |
Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand, |
Die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand. |
Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen |
Und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen. |
Trutz, Blanke Hans. |
Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen |
Die Kiemen gewaltige Wassermassen. |
Dann holt das Untier tief Atem ein, |
Und peitscht die Wellen und schläft wieder ein. |
Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken, |
Viel reiche Länder und Städte versinken. |
Trutz, Blanke Hans. |
Rungholt ist reich und wird immer reicher, |
Kein Korn mehr faßt der größeste Speicher. |
Wie zur Blütezeit im alten Rom, |
Staut hier täglich der Menschenstrom. |
Die Sänften tragen Syrer und Mohren, |
Mit Goldblech und Flitter in Nasen und Ohren. |
Trutz, Blanke Hans. |
Auf allen Märkten, auf allen Gassen |
Lärmende Leute, betrunkene Massen. |
Sie ziehn am Abend hinaus auf den Deich: |
Wir trotzen dir, blanker Hans, Nordseeteich! |
Und wie sie drohend die Fäuste ballen, |
Zieht leis aus dem Schlamm der Krake die Krallen. |
Trutz, Blanke Hans. |
Die Wasser ebben, die Vögel ruhen, |
Der liebe Gott geht auf leisesten Schuhen. |
Der Mond zieht am Himmel gelassen die Bahn, |
Belächelt der protzigen Rungholter Wahn. |
Von Brasilien glänzt bis zu Norwegs Riffen |
Das Meer wie schlafender Stahl, der geschliffen. |
Trutz, Blanke Hans. |
Und überall Friede, im Meer, in den Landen. |
Plötzlich wie Ruf eines Raubtiers in Banden: |
Das Scheusal wälzte sich, atmete tief, |
Und schloß die Augen wieder und schlief. |
Und rauschende, schwarze, langmähnige Wogen |
Kommen wie rasende Rosse geflogen. |
Trutz, Blanke Hans. |
Ein einziger Schrei – die Stadt ist versunken, |
Und Hunderttausende sind ertrunken. |
Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch, |
Schwamm andern Tags der stumme Fisch. |
Heut bin ich über Rungholt gefahren, |
Die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren. |
Trutz, Blanke Hans? |
Verkinto de tiu ĉi Germana poemo estas Detlev von Liliencron (*1844-06-03 - †1909-07-22). Pri la poeto vidu la retejon \ur.{http://de.wikipedia.org/wiki/Detlev_von_Liliencron} reso. http://eo.wikipedia.org/wiki/Detlev_von_Liliencron. |